THEN AND NOW

Sonntag, 5. August 2012

Carlo Mollino, rasender Entwerfer

Carlo Mollino (1905 -1973) war ein exzentrischer Allroundgestalter, dessen Exzentrik sowohl in der Ablehnung von allem Plump-Funktional-Rechtwinkligen bestand und ihn als Architekten und Designer zum Aussenseiter machten als auch in seiner Vorliebe für das Abenteuer: Fliegerei, Rennfahrerei und Frauen waren neben dem Entwerfen von Gebäuden und Möbeln seine Leidenschaften. 1955 wollte er mit einem selbst entworfenen Fahrzeug beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans starten. Das Geschoss wurde Bisiluro genannt, übersetzt etwa »Doppeltorpedo«, doch die exakte Typbezeichnung war »DaMolNar« wegen der Kooperation von Mollino mit Nardi und dem Rennfahrer Damonte.
Beim Bisiluro befinden sich das enge Fahrercockpit sowie der Tank auf der rechten, das 735 ccm Giannini-Aggregat auf der linken Seite. Zwischen beiden Rümpfen fungieren nebeneinander angeordnete Luftklappen als aerodynamische Bremse. Die Verstellung der Klappen wurde mittels eines eigenen Pedals bewerkstelligt. Im Rennen 1955 konnte sich die Nardi-Giannini-Konstruktion nicht bewähren: Die Luftturbulenzen eines überholenden Rennwagens heben den Bisiluro in der fünften Runde des Rennens an und das Fahrzeug überschlägt sich. Sein Fahrer, Mario Damonte, kommt zum Glück ohne Verletzungen davon. Andere Quellen sprechen davon, dass der Bisiluro von einem viel schnelleren Jaguar D-Type touchiert wurde und deshlab von der Fahrbahn abkam.
Der restaurierte Bisiluro war zum Jahreswechsel 11/12 im Münchener Haus der Kunst zu sehen. Vor dort stammen auch meine Bilder.





































Ein sehenswerter und aufwendig recherchierter Blogbeitrag zu Mollino ist hier: http://mondo-blogo.blogspot.de/2011/12/carlo-mollino-racer.html

Donnerstag, 12. Juli 2012

Freundliche Marken


Bis in die frühen 1970er Jahre hatten viele Marken und Produkte hübsche vermenschlichte oder animalische Visualisierungen als Ergänzung der Wortmarke. Der Michelin-Mann »Bibendum« ist als Markenzeichen bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstanden und hat sich bis heute erhalten; der Erdal-Frosch ebenfalls und ein paar andere auch. Doch im Großen und Ganzen ist ein Markenzeichenschwund zu beobachten, wenn es um die humanoide oder animalisierte Visualisierung geht. Das Öltropfen- bzw. Flammen-Männchen von Esso? Gestorben. Der Sarotti-Mohr: Muss vermutlich aus Political Correctness-Gründen überarbeitet werden. Anbei ein paar Beispiele aus der französischen Automobilzulieferbranche der 1960er Jahre: Der Motorradreifen »Rapido« und der Sportreifen »XAS« von Michelin als "behelmte Augen".

Da stellt man sich direkt die animierte Version als TV- oder Kinospot vor ...

Der französische Autoelektrikhersteller Marchal hatte in den 1950er Jahren eine Katze als Markenzeichen eingeführt, die im Signet später ein wenig zum Fuchs mutierte, auf Plakaten jedoch weiterhin Katze blieb. Warum verschwindet so etwas?


Und hier, weil's so schön ist, das Öltropfenpärchen auf seinem Scooter.

Mittwoch, 4. Januar 2012

somehow MIES

Bei meinem letzten Finnland-Besuch stieß ich auf der Dozententoilette auf dieses denkwürdige Exemplar. Mit Vorliebe werden ja Hygieneartikel und Reinigungsgeräte weiblich benamt, insofern macht »Katrin« keine große Ausnahme. Wohin aber jenes Diktum führt, das man dem Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe zuschreibt, merkt man hier. "Less is more", weniger ist mehr, gilt offensichtlich auch für die Verrichtungen auf der Toilette. Wie das mit allen famous last words so ist (dazu gehört auch "form follows function" von Louis Sullivan), letztlich dienen sie vor allem einem ökonomisch und utilitaristisch geprägten Funktionalismus, der so tut, als sei es moralisch besser, weniger zu nehmen, dabei aber nur verschleiert, dass weniger Handtuch mehr Benutzer und somit höherer Auslastung des Spenders bedeutet. Fazit: Misstraue dicken Zigarre rauchenden Männern, die dir erzählen wollen, Verzicht sei der bessere Weg ...