THEN AND NOW

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Week-end, Teil 2


Und hier noch eine berühmte Filmszene aus Godards Week-end, zeitgenössisch drucktechnisch eingefärbt in Magenta. Dem Autoliebhaber tun die geschrotteten Wagen leid, hier ein Facel Vega Facellia und ein Alfa Romeo 2600. Aber es müssen nch ganz andere Wagen sterben, ein Matra, ein Triumph TR4 etc.


Week-end

Kurz vorm Wochenende habe ich noch folgendes gefunden: Einen 16-seitigen Folder für den Film »Week-end« von 1968. Gibt es heute noch sorgfältig gestaltete und mit Hingabe gemachte Presseheftchen zu aktuellen Kinofilmen? Als »Week-end« von Jean-Luc Godard in die Kinos kam, gab man sich jedenfalls Mühe – der Regisseur hatte sich ja schließlich auch Mühe gegeben.



Den Plakatentwurf zeichnete der Grafiker Hans Hillmann, der für seine reduzierten Schwarzweiß-Grafiken berühmt war (zu den bekanntesten Entwürfen zählt das Plakat für »Panzerkreuzer Potemkin«). In Ermangelung einer vernünftigen Buchstabenverfremdungstechnik zeichnete er die schwabbeligen Dinger in Handarbeit.
Auch die Rückseite des Folders ist von Hillmann gestaltet – das Motiv erinnert an den berühmten Rolling Stones-Mund mit herausgestreckter Zunge, aber Hillmanns Entwurf ist vier Jahre älter.


Das Problem des Minigolfs

Da ich kürzlich meine Bibliothek entschlackt habe, fielen mir einige Bücher in die Hände, die ich so lange nicht in Händen hatte, dass ich fast vergessen hatte, sie zu besitzen. Unter anderem ein schmaler Katalog von Werner Büttner mit dem schönen Ausstellungstitel »Die Probleme des Minigolfs in der europäischen Malerei«. Darin finden sich einige Bilder, ganz im Stil der „wilden Malerei“ bzw. „neuen Figuration“ von Minigolfbahnen.
 Das war alles ganz lustig, aber das Problem war schon damals, dass sich die Kunst auf die Kunst bezog und auf sonst nichts. Also ein Code für Eingeweihte, denn schlampig hingemalte Minigolfbahnen reissen den, der unvoreingenommen davor steht, nicht vom Hocker. Von heute aus betrachtet scheint es seltsam, dass sich damals die »alte Malerei« von der »neuen« provozieren ließ – als wäre es um etwas gegangen jenseits der Vorherrschaft im Galeriebetrieb.

Sticky Messages



















Das ist der amerikanische Stock Car-Fahrer Glen Guthrie mit seinem Ford Cyclone. Man tendiert dazu - und fragt sich nicht groß - die Aufkleber auf Rennwagen als natürlich, als selbstverständlich hin- und wahrzunehmen. Sie erzählen jedoch eine Menge: Die Startnummer, die häufig etwas über die Position oder Qualifikation des Fahrers aussagt. Diverse Logos von Schmiermittel- und Treibstofffirmen, Reifenherstellern, Stoßdämpfer oder Elektriklieferanten, kleine oder große Sponsoren. Alles zusammen bildet eine Erzählung, die verrät, wo jemand herkommt, wo er gerade ist und hin will.
Was wäre, wenn man diese einzelnen Aufkleber wie einen zusammenhängenden Text begreifen würde, was man als Fan unbewusst auch tut, ohne ihn hintergründig zu lesen? Diese Frage hat sich der französische Künstler Marcus Kreiss gestellt und mit dem französischen Schriftsteller Marcel Proust beantwortet, in dem er das »Marcel Proust Racing Team« gegründet hat: http://www.marcelproustracingteam.com/index.html
Den Satz Longtemps, je me suis couché de bonne heure. Parfois, à peine ma bougie éteinte, mes yeux se fermaient si vite que je n'avais pas le temps de me dire: Je m'endors" (Lange ging ich früh zu Bett. Kaum dass die Kerze erloschen war, schlossen sich meine Augen so schnell, das mir keine Zeit blieb mir zu sagen: ich schlafe.) hat der Künstler auf viele Sticker verteilt, die wie Sponsorensticker aussehen und dem Dodge Dart den Look eines Stock Car geben. Great.